„Die Villa Menzer – eine Zukunft für Neckargemünd“
Eine Konzeption, vorgelegt dem Gemeinderat am 26. März 2019
von VILLA MENZER. HAUS FÜR SOZIALES, KUNST UND KULTUR e.V.
mit 2 Ergänzungen von April 2019, gekennzeichnet *)
1.1 Multifunktionale Nutzung
Es ist z.Zt. keine Gesamtnutzung der Villa Menzer sichtbar als Museum, Institut, Firmensitz o.ä. Demgegenüber werden viele Bedürfnisse signalisiert von Vereinen, Initiativen, Institutionen, Bürgern, die in Neckargemünd nicht befriedigend gedeckt werden können: Musikschule, VHS, junge Familien, Senioren, Firmen, körperlich und sozial behinderte Menschen, Gruppen. Deshalb ist eine Nutzung der Villa Menzer für möglichst viele Zwecke und Bürger das Mittel der Wahl. Eine offene Liste wünschenswerter Veranstaltungen, also eine Erklärung von „multifunktional“, wird vorgelegt.
Zu einer multifunktionalen Nutzung kann auch eine (Teil-)Nutzung für StartUps und für Gewerbeflächen gehören, wenn eine Wirtschaftlichkeitsberechnung (Aufwand, Interessentenliste, Art der Mietverträge, Umfang) dafür vorgelegt wird und dies nicht nur Wunschvorstellung bleibt.
1.2 Öffentliche, bürgerschaftliche Nutzung
1.2.1 Eine hohe moralische und vielleicht juristische Vorgabe ergibt sich aus dem Willen von Konsul Hermann Menzer in der Präambel des Kaufvertrages von 1954, dass er die
„Menzervilla mit dem dazugehörigen Menzerpark
der Stadt Neckargemünd zu öffentlichen Zwecken überlässt“.
Öffentliche Nutzung kann heute auch verstanden werden als Nutzung für „soziale Zwecke“: zum Zusammenhalt der Gesellschaft, zu Toleranz, Humanität, als Gegengewicht zu Polarisierung und Intoleranz (s. LEITBILD, Quelle 2.7)
1.2.2 Wir gehen davon aus, dass die Villa Menzer als städtisches Eigentum „allen Bürgern“ gehört und Stadtverwaltung und Gemeinderat vorrangig die Interessen und die Wünsche der Bürger vertreten und verwalten wollen und sollen, nicht die wirtschaftlichen Interessen möglicher Investoren. Deshalb ist eine öffentliche und bürgerschaftliche Nutzung der Villa Menzer zu diskutieren und vorrangig zu prüfen gegenüber einer privaten oder rein kommerziellen Nutzung.
1.2.3 Natürlich können öffentliche und bürgerschaftliche Nutzung einerseits und kommerzielle Nutzung andererseits eine Symbiose und Synergie eingehen.
Einer bürgerschaftlichen und öffentlichen Nutzung gebührt Vorrang auch angesichts der zentralen und exponierten und einmalig großen Ausdehnung des Menzer-Areals
1.2.4 Zwar gibt es wiederholte Willenserklärungen von Bürgermeister und
Gemeinderat, die Villa Menzer nicht zu verkaufen, eine Verankerung in der Satzung der Stadt Neckargemünd besteht jedoch nicht. Eine langfristige Gesamtverpachtung, die im Gespräch ist (informell genannt wurden 33 Jahre), kann jedoch einen quasi-Verkauf bedeuten, insbesondere wenn keinerlei inhaltliche Vorgaben für die Nutzung der Villa Menzer bestehen. In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, dass noch immer (Stand: 26.3.2019) im Exposé sinngemäß implizit („Steuervorteile“) auf einen Verkauf hingewiesen wird obwohl jetzt nur noch eine „Vermietung“ getitelt wird.
1.3 Nutzung als Trauzimmer
Ein „Trauzimmer“ in der Villa Menzer hat Tradition: Bis 2003 fanden in der Villa Menzer wohl 120 standesamtliche Trauungen jährlich statt. Viele Paare kamen von außerhalb. Heute sind es nur noch 60 Trauungen jährlich in Neckargemünd. In Neckarsteinach–Hirschhorn aber gibt es 160 Trauungen jährlich, weil es dort 2-3 attraktive Hochzeits-Locations gibt. Diese sind z.T. auf 2 Jahre hinaus ausgebucht. Die Paare kommen aus der Region und aus ganz Deutschland. Nach Einschätzung von Experten ist die Villa Menzer heute eine potentiell hochattraktive Hochzeit-Location, auch durch die umgebende Freifläche und den Menzer-Park. Eine Nutzung als „Trauzimmer“ (1-2,5 Stunden: standesamtliche Trauung plus Sektempfang, vorrangig werktags, gegen Aufpreis am Samstag) ist natürlich zu unterscheiden von einer Nutzung als „Hochzeitslocation“ (Feier über 6-14 Stunden) mit Einbindung einer standesamtlichen Trauung. Die Unterschiede zwischen beiden Nutzungen sind erheblich was Reichweite (bundesweiter Einzugsbereich bei 100 und mehr Gästen), Aufwand und Umsatzpotential (500€ vs. 15.000€) angeht. Das Interesse für Caterer und Gastronomie in Neckargemünd ist also für eine Hochzeitslocation um ein Vielfaches größer, bedarf auch größerer Investitionen.
Die Nutzung der Villa Menzer für standesamtliche Trauungen erfüllt in besonderem Maße die Vorgabe „öffentlich“, „bürgerschaftlich“ und „sozial“: Bei einer standes-amtlichen Trauung kommen mehrere Generationen zusammen: Kinder, Enkel, Eltern, Großeltern, dazu Freunde und Bekannte von weit her. Standesamtliche Trauungen betreffen alle sozialen Schichten, Kulturen, Ethnien und Religionen, haben also hohe Integrationskraft und gestalten gemeinsame kulturelle Werte von Mal zu Mal.
1.4 Kunst und Kultur
In den vergangenen zehn Jahre wurden in der Villa Menzer mit hohem ehrenamtlichen Engagement zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt: Kunsthandwerkermarkt, Kunstausstellungen, thematische Ausstellungen, zweimal die „Lange Nacht der Keller“ (s. Quelle 2.4). Kunst ist besonders geeignet, geistige Freiheit und geistige Werte, schöpferisches Leben und Zukunftsorientierung zu verwirklichen und zu präsentieren. Dabei können der Kunst- und der Kulturbegriff weit gefasst werden: Literatur, soziales Leben, Natur, Handwerk, Technik und neue Medien können als Teil der Kultur begriffen und gestaltet werden. Auch wenn Kultur im Verdacht steht: „Kultur kostet, Kultur bringt kein Geld“, zeigt modernes Kulturmanagement, dass Kultur für ein Gemeinwesen gewinnbringend und
kostendeckend gestaltet werden kann, insbesondere bei einer Mischkalkulation: Professionell gemanagte prominente Ausstellungen sind Publikumsmagnete und können andere Ausstellungen und Veranstaltungen mitfinanzieren.
1.5 Wirtschaftliche Funktionstüchtigkeit
1.5.1 Im Leitbild von VILLA MENZER. HAUS FÜR SOZIALES, KUNST UND KULTUR e.V. Ist eine „wirtschaftliche Funktionstüchtigkeit des Hauses“ verankert. Wir wollen keinesfalls ein „Subventionsgrab“. Wir wollen eine pragmatische, realistische, ausgewogene Finanzplanung. Finanzbedarf lässt sich ermitteln, planen, schrittweise decken. Bislang liegen leider keinerlei Kostanschläge von Seiten der Verwaltung für unterschiedliche Etats und Zeitfenster vor.
1.5.2 Die Nutzung der Villa Menzer als „kleine Hochzeits-Location“ kann den Betrieb der Villa Menzer ganz finanzieren und -je nach Management- die Renovierung ganz oder teilweise. Eine Teil-„Renovierung“, beginnend mit dem Erdgeschoss, ist zeitnah möglich.
1.5.3 Eine „Renovierung“ ist schrittweise und deutlich einfacher und schneller realisierbar als eine „Sanierung“ oder „Restaurierung“. Die Barrierefreiheit für das ganze Haus durch einen Außenaufzug ist eine wertvolle Perspektive.
1.5.4 als Möglichkeit für die „wirtschaftliche Funktionstüchtigkeit“ ist auch die gesonderte Behandlung und Planung und Nutzung von „Villa Menzer“ und „Menzer-Keller“ zu erwägen. In diesem Sinne ist eine pauschale Thematisierung „Villa Menzer“ unsachlich und unstatthaft. In keiner Diskussion ist bisher auch thematisiert worden, ob das Untergeschoss, das große Fensterfronten zum Park hin besitzt, in dem z.Zt. sogar eine EDV-Anlage aktiv ist, gesondert wirtschaftlich nutzbar ist.
1.6 Lokalpolitische Konzeption
1.6.1 Die Villa Menzer kann einen Impuls geben für die wirtschaftliche Entwicklung von Neckargemünd: Lokale Caterer und Gastronomen können partizipieren an der Kaufkraft von jährlich 5.000 – 25.000 Gästen und Besuchern der Villa Menzer anlässlich von Hochzeiten, Ausstellungen, Familienfeiern, Tagungen, Workshops, Messen. Im Verein Villa Menzer e.V. gibt es nachweisbar Expertise für die Organisation in vergleichbaren Räumlichkeiten mit 12.000 Besuchern einer einzigen
Ausstellung. Der Betrieb der Villa Menzer kann auch das Menzerpark-Fest stimulieren und neu organisieren
*) 1.6.2 Auch für das Stadtmarketing und das Image von Neckargemünd hat die Villa Menzer eine große Bedeutung. Seit dem Verlust des Imagefaktors „Griechische Weinstube“ fehlt ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Die Villa Menzer kann durch Hochzeiten, die mit Gästen aus der ganzen Bundesrepublik gefeiert werden, zu einem gut erinnerlichen positiven Faktor für das Image von Neckargemünd werden.
Durch attraktive Publikumsausstellungen, die regional und überregional beworben werden, wird auch der positive Bekanntheitsgrad von Neckargemünd regelmäßig wiederkehrend erhöht. Die Villa Menzer eignet sich bei entsprechender Sanierung durch seine Baulichkeit und sein Ambiente auch für repräsentative Empfänge der Stadt und regionaler Firmen.
1.7 Personelle Konzeption
Das erste Betriebsjahr kann personell zu 100% durch ehrenamtliches Engagement
von Villa Menzer e.V. abgedeckt werden, insbesondere was die Organisation und Betreuung standesamtlicher Trauungen und die Organisation von Ausstellungen angeht. Nach Bedarf und erwiesener Wirtschaftlichkeit können vom Verein leichter als von der Stadt Hilfs- und Teilzeitkräfte angestellt werden.
1.8 Zeitliche Konzeption
Heute sollen Gemeinderat und Verwaltung handeln, um für morgen zu sorgen.
Zur Qualität gehört auch eine ausreichende Vorlauf- und Vorbereitungszeit. Wir
wünschen uns vom amtierende Gemeinderat, dass er jetzt seinen inhaltlichen
Beitrag leistet zu einer Gesamtkonzeption für die Villa Menzer, für Neckargemünd.
1.9 Konkrete Perspektiven*)
1.9.1 Villa Menzer und Menzer-Keller können separat saniert und betrieben werden.
1.9.2 Vor einer Sanierung kann eine Teil-Renovierung Schritt für Schritt erfolgen.
1.9.3 Kostenanschläge für unterschiedliche Renovierungsmaßnahmen sind eine unerlässliche Diskussionsgrundlage. Das Fehlen von Kostenanschlägen mit verschiedenen Alternativen macht eine konstruktive Diskussion unmöglich.
1.9.3 Ein erfolgreicher Teil-Betrieb der Villa bzw. des Menzer-Kellers verbessert entscheidend die Verhandlungsposition mit Investoren.
1.9.4 Verschiedene Nutzungen der Villa Menzer sind prinzipiell miteinander vereinbar und kombinierbar, wenn der politische Wille klar und zielstrebig ist.
1.9.5 Die Villa Menzer kann für Gruppen, Initiativen, Vereine und die Stadtteile von Neckargemünd unbedingt integrativ sein und Zusammenarbeit bewirken.